„Wie wäre es, wenn du mal Yoga ausprobierst?“, fragte mich meine Heilpraktikerin bei unserer zweiten Sitzung vor circa drei Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich so gut wie gar nichts über Yoga. Ich meldete mich (in Zeiten von Corona) zu einem Online-Kurs an und fand es richtig schrecklich. Vor allem der Sinn von Shavasana blieb mir schleierhaft – daliegen, atmen und nichts tun!? In Gedanken ging ich meine To-Do’s durch und plante meine Einkaufsliste für die kommende Woche.

Nebennierenschwäche mit chronisch niedrigem Cortisol-Spiegel als Folge von dauerhaftem Stress, 7-8 Migränetage im Monat, häufig mit Übelkeit und Erbrechen, regelmäßige Blasenentzündungen, akuter Mikronährstoffmangel und ein unerfüllter Kinderwunsch über mehr als drei Jahre waren einige gesundheitliche „Beschwerden“, weshalb ich die Heilpraktikerin aufgesucht hatte. Mein Leben bis dahin war geprägt von einem enormen inneren Leistungsdruck – höher, schneller, weiter. Das Studium in Regelzeit beendet, dabei zwischen zwei und drei Nebenjobs, um mir meine Wohnung und den Lebensunterhalt leisten zu können. Promotion nach vier Jahren beendet, immer mit einer 100% Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Dann schnell das Referendariat antreten, um als Lehrerin für sonderpädagogische Förderung arbeiten zu können. Privat hat mich das Laufen seitdem ich 17 Jahre alt war stets begleitet – schneller, weiter; Anmeldung für den nächsten 10 km Lauf, 15 km, Halbmarathon. Beim Laufen kann ich abschalten, Stress loswerden – das war immer meine Ansicht. Umso erschreckender war der Ratschlag der Heilpraktikerin, als sie sagte: „Vielleicht gehst du erstmal nicht mehr (soviel) Laufen. Wenn dein Körper es nicht mal schafft, dass du warme Füße und Hände hast und du dauernd krank bist – wie soll er es dann schaffen, ein Kind und eine Schwangerschaft zu halten?“ Diese Frage tat weh – ich habe sie aber wahrscheinlich gebraucht, um grundlegend etwas an meinem Lebensstil zu verändern.